Der Schützenfestbraten

Die letzte Prozession war um den Küppel gegangen. In acht Tagen ist Schützenfest, aber noch nichts auf dem Tisch für die Festtage. Bei Krautbroten und Pellkartoffeln kann man schlecht feiern.

So dachte auch Karl, und sagte: "ich hole mir einen Braten." Um drei Uhr in der Frühe geht er los, sein Gewehr hat er in die Hose gesteckt, und dann schleicht er den Hohlknochen hoch. Es dauert gar nicht lange, er traut seinen Augen nicht, die Spinnenweben hängen ihm auch vor dem Gesicht, kommt ein großer Keiler auf ihn zu. Im Augenblick ist es ihm doch ein bisschen unheimlich. Er nimmt das Gewehr, lädt, und schießt, und dann noch einmal und sagt: "verdammt, dieser muss liegen".
Dann lauert er noch ein Weilchen und macht sich durch die nassen Furchen auf die andere Seite. Eine alte Elster kräht, und hier und da fällt ein trockener Ast vom Baum. Und auf einmal, ehe er sich versieht, kommt das angeschossenere Biest, die Schnauze offen, man kann bald hindurch bis zum Schwanz sehen, auf ihn zu. Was ist zu machen, schnell hält er sein Holzbein hin. Der Keiler beißt sich fest, und dann schlägt Karl in tot.
Später hörten wir, dass mit der Bratensoße auch ein paar Holzspäne mit über die Kartoffeln gekommen sind.
H. Sch.

Kruitbüters = Krautbrot (Brot mit Rübenkrautaufstrich)
Hualknuoken = Hohlknochen = Gebiet um den heutigen Waldfriedhof
Markolwes = Elsternart
kreitz moren = nur von Karl Kerstholt benutzt, mit verdammt annähernd übersetzt
Keiler = männliches Wildschwein

Literaturnachweis:
Vorstehende Geschichte zu "Dönekes - Aber wahr!" wurde mir von Bernhard Kerstholt, Freienohl übersandt.
Die Geschichte handelt von seinem Großvater Karl Kerstholt († 1963) der durch einen Arbeitsunfall beinamputiert war und ein Holzbein trug.

Diese Geschichte steht im Festbuch des Schützenvereins Freienohl zum 250-jährigen Bestehen (1952).
Chronist H. Sch. ist wohl Heinrich Schaper (Lehrer Schaper) gewesen