Hebamme Josephine Schröer - Stifterin der Küppelkapelle

Kurz und knapp steht in der Akte über Ärzte und Hebammen in Freienohl: Eine neue Hebamme am 4. August 1893: Josephine Schröer, geb. 17. März 1868, Approbation am 28. Juni 1894 am Geburts-Institut Paderborn. (AA  1734)

Ein Brief der Hebamme Josephine Schröer, bekannt als Hebamme "Tante Fina" ist überliefert: leider nicht handschriftlich von ihr, sondern 1952 abgeschrieben mit einer alten Schreibmaschine von Pfarrer Theodor Dolle (geb. 1896, Pfarrer in Freienohl 1949- 1960, gest. 1965). Dieser Brief der Hebamme ist eine Art Jubiläumsbrief, vor 50 Jahren geschrieben: 1902. Sein Stil entspricht ganz der Frömmigkeit, Religiosität, Spiritualität im Grunde ganz schlichter Leute jener Zeit. Für Leser heutiger Zeit: dieser Stil ist in seiner Frömmigkeit ganz ernst gemeint:

Brief zu ihrer Stiftung der Küppel-Kapelle
(überliefert von Pfarrer Dolle (1952)):

„Meine lieben Wohltäter!

Alle, die Ihr Euch wünscht, im letzten Stündlein Eures Lebens einen besonderen Fürsprecher beim lieben Jesuskindlein zu haben, der für uns streiten tut, dass wir den Sieg, worauf wir das ganze Leben gekämpft haben, auch glücklich erlangen, wollet uns beispringen mit einem kleinen Almosen, vielleicht 50 Pfennig oder 1 Mark oder auch mehr zur Erbauung einer Kapelle zur Ehren des heiligen Josef als den ganz besonderen Schutzpatron der Sterbenden.
Diese Kapelle soll nur aus milden Gaben aufgebracht werden und zwar aus dem Grunde, weil ja auch der hl. Josef arm gewesen ist. Ihr wollet Euch deshalb nicht  abhalten lassen, dieses Unternehmen zu unterstützen, da es ja nicht allein für Freienohl, sondern für alle diese Josefs-Kapelle erbaut wird, namentlich für die Wohltäter, die uns helfen, dieses schöne und erhabene Unternehmen zu unterstützen durch freiwillig milde Gaben.

Es wird also nur aus dieser Veranlassung diese Kapelle erbaut, damit der hl. Josef, dieser mächtige Helfer, von dem die hl. Theresia (von Lisieux, vom Kinde Jesu) sagt: Ich erinnere mich nicht, um irgendetwas den hl. Josef gebeten zu haben, ohne dass er es mir erlangt hätte, uns in allen Nöten Hülfe (damals so richtig geschrieben), besonders aber eine glückliche Sterbestunde erflehen möge, bitte deshalb recht innigst; helft uns. Der hl. Josef hilft, wenn wir ihn nur recht demütig und bescheiden anrufen, und dieses kann nie besser geschehen und seine Fürbitte nie kräftiger herab ziehen, als wenn wir ihm zu Ehren eine Kapelle erbauen.

Und damit wir den Tod des hl. Josef immer vor Augen haben, so soll auch diese Gruppe in die Kapelle befördert  werden, welche am Küppel zu stehen kommt. Zu diesem Zwecke werden zwei Statuen als Prämien: Knabe Jesus und der hl. Josef verlost, jedes Los kostet 50 Pfennig. Im Namen Josefs bitte ich nochmals, helft uns. -

Grüßt freundlichst!

gez. Josephine Schröer, Hebamme in Freienohl.

Das war der Brief. Pfarrer Dolle fügte diese Notiz an: „Dann folgen die Wohltäter mit Angabe der gespendeten Summe.“ - Der Originaltext von Josephie Schröer liegt nicht mehr vor, auch nicht die Namen und Spenden-Summen. (PfA  A5)

Auf dem Blatt der Abschrift von Pfarrer Dolle stehen noch diese beiden Texte:

Ein Brief an Fräulein Josephine Schröer (nicht verheiratete Frauen wurden damals Fräulein genannt) Der Gemeindevorsteher Caspar Kehsler schreibt:

„Freienohl, den 1. März 1902. - Auf Ihren Antrag vom 26. Februar, betr. Überlassung eines Bauplatzes für die am Küppel zu erbauende Kapelle, teil ich Ihnen mit, dass die Gemeindevertretung bereit ist, den Bauplatz unentgeltlich herzugeben, vorausgesetzt, dass die neue Kapelle ungefähr auf die Stelle der jetzigen zu stehen kommt, dass der Bau eine Zierde des Prozessionsweges und in jeder Hinsicht (ein) würdiger wird. Ein Beitrag kann ebenso wenig in bar als in Abgabe von Holz geleistet werden.

Der Gemeindevorsteher  gez. Kehsler“

Angemerkt ist: „Die Genehmigung des Herrn Oberförsters ist selbstverständlich nachzusuchen. - Genehmigt gez. Preuß. 22. März 1902“.

Pfarrer Dolle schreibt weiter:

„Soweit die Abschrift. Die Kapelle ist dann durch milde Gaben erbaut worden. Leider ist der Grund und Boden noch heute nicht – ebenso die Kapelle der Kirchengemeinde – nicht grundbuchlich und katastermäßig umgeschrieben worden. Der Pastor hat keinen Schlüssel. Dieser wurde von dem verstorbenen Hrch. Becker (Heinrich) , dem Vater des heutigen Amtsbürgermeisters, aufbewahrt, der auch für die Kapelle sorgte. Dieser hat den Schlüssel dem Borbeck - Alte Wiese zur Verwahrung übergeben, der sich aber wenig um die Kapelle kümmert.“  (PfA  A5)

Abkürzungen: AA = Amtsarchiv und Aktennummer (Stadtarchiv Meschede im Amtshaus Freienohl); PfA A = Pfarrarchiv St. Nikolaus-Pfarrei Freienohl + Aktennummer.

Bericht: Heinrich Pasternak