Nikolaus in der St.-Nikolaus-Apotheke

Nikolaus in der St.-Nikolaus-Apotheke"Der heilige Nikolaus wird traditionell im Gewand eines katholischen Bischofs dargestellt. Die Farbgebung rot-weiß war in vielen Gebieten üblich. Die traditionelle Nikolausfigur trägt Mitra, Hirtenstab und einen langen Bischofsmantel.

Als Attribute finden sich häufig drei Goldkugeln, drei Brote, drei Äpfel, drei Steine, das Pökelfass mit drei Knaben, Schiffe, Steuerrad oder Anker.

Mit der Zeit ging die Darstellung als Bischof teilweise verloren und die Heiligengestalt wurde mancherorts völlig aus ihrem christlichen Kontext herausgelöst. Die Vermischung mit der Figur des Weihnachtsmannes, der um 1850 nach Europa importiert wurde, tat ihr Übriges dazu … "

(Quelle: Der Heilige Nikolaus-Geschichtliche Hintergründe - Katholische Jungschar Erzdiözese Salzburg)

Für kitschig halten daher manche die Nikolaus-Figur in der St.-Nikolaus-Apotheke weil sie zwischen dem 19. und 20 Jahrhundert entstanden ist, im für manche rührseligen Nazarener-Stil und aus Gips. Also abhaken? Nein. Das Gegenteil: genau hinschauen!

Im Arm hält Nikolaus die Bibel, ganz waagerecht: die aus der Legende bekannten 3 goldenen Kugeln rollen nicht herunter. Doch es sind 3 Äpfel - auch aus Gold. Warum 3 Äpfel und nicht die aus der Legende bekannten 3 Goldkugeln?

Der Bischof ohne Bischofsstab. Dafür mit Brotschieber oder Schafschaufel? Wozu die Schaufel?

Und das Pökelfass mit den drei Kindern zu Füßen des Hl. Nikolaus. Warum das Pökelfass?


Zur historischen Grundlage der Legende mit den 3 Goldkugel:

"Die Legende von der Ausstattung der drei Jungfrauen besagt, dass der Vater dreier Jungfrauen zu arm war, um ihnen eine Mitgift für die Hochzeit zu ermöglichen. Folglich schickte er seine Töchter auf die Straße, damit sie selbst Geld verdienen sollten. Nikolaus, so die Sage, erbte einige Zeit vorher Gold und warf in drei Nächten jeweils einen Goldklumpen in das Haus der Familie. Am letzten Tag stellt der Vater Nikolaus von Myra und dankt ihm dafür, seinen Töchtern nun eine Mitgift geben zu können. Aus dieser Legende entspringt die Darstellung des Nikolaus mit drei goldenen Äpfeln oder Kugeln. Außerdem ist sie die Basis für den Brauch des Nikolausstiefels oder -tellers."

Wenn jene 3 jungen Mädchen diese Hilfe nicht bekommen hätten, dann wäre ihnen wegen ihrer ärmlichen familiären Situation gerade in dieser ihrer Heimatstadt zum Lebensunterhalt nur die Prostitution übrig geblieben. Und jetzt erinnere man sich an die biblische Grundlage, an die Verkündigungsgeschichte von Adam und Eva! Jetzt besitzt jedes junge Mädchen mit dem goldenen Apfel einen Schatz, um sich ihren eigenen „Adam-Schatz“ zu wählen!


Und statt des Bischofsstabs die Schafschaufel?

Ihre Funktion: wenn ein Schaf auf seinem Weg mit der Herde mal stehen bleibt und vor sich hin träumt, oder wenn es sich von der Herde entfernen will, dann nimmt der Hirte etwas Erde, etwas „Bodenständiges“ auf seine Schaufel und wirft das in Kopfes Nähe. Das Schaf weiß wieder Bescheid. Vielleicht nicht ganz behaglich für heutige Basis-Christen. Aber die Nikolaus-Figur in der Freienohler St. Nikolaus-Apotheke ist ja auch schon über 100 Jahre alt!


Zur historischen Grundlage der Legende vom Pökelfass:

"Die Legende vom Pökelfass berichtet davon, dass drei wandernde Studenten in einem Gasthaus einkehren und dort vom Wirt getötet, zerstückelt und in ein Salzfass eingelegt werden. Kurz darauf erscheint Nikolaus, stellt den Wirt zur Rede und erweckt die Schüler durch seine Fürbitte wieder zum Leben.

Diese Geschichte wurde vor allem in Nordfrankreich überliefert, wobei aus den drei Studenten im Lauf der Zeit Kleinkinder wurden. In Frankreich wurde das Pökelfass mit den drei kleinen Buben das Attribut des Heiligen schlechthin. Aufgrund dieser Legende wird Nikolaus zum Beschützer der (lernenden) Jugend und weil von fahrenden Studenten erzählt wird, wird Nikolaus schon bald vom gesamten fahrenden Volk um seine Fürsprache angerufen. Auf Basis dieser Legende reklamierten sogar die Metzger ein Patronat für sich.

Hier gibt es einen interessanten Zusammenhang mit dem sogenannten „Nikolaus-Schlachten": Da der Advent als Fastenzeit galt und das kostbare Fleisch bis zum Heiligen Abend nicht verderben durfte, war die einzige Möglichkeit der Konservierung, das Fleisch einzusalzen und in Fässern aufzubewahren. Diese Praxis dürfte in Frankreich nachhaltig zur Ausschmückung der Legende beigetragen haben. Die Legende ist somit ein Sonderfall, weil sich hier nicht aus einer Legende die Bräuche entwickelten, sondern umgekehrt: Aus dem Brauch des gewohnheitsmäßigen Schlachtens und Einpökelns am Nikolaustag wuchs die Legende von der Ermordung und Einpökelung der drei Schüler ..." (Quelle: Der Heilige Nikolaus-Geschichtliche Hintergründe - Katholische Jungschar Erzdiözese Salzburg)

Fotonachweis: Franz - Josef Gerke